Liebe Nation,
nachdem ich dachte, mit der Balken-Drama-Wohnzimmer-Renovierung endlich fertig zu sein, da beschloss die Renovierung zu einer Renofümpfung zu werden und die nagelneue TV Ecke wollte nicht mit nem ollen TV rumstehen. Also beschloss der olle TV, seinen Geist aufzugeben. Na klar, ausgerechnet jetzt....
Erst grisselte das Bild mit Schneegestöber herum, so dass ich den Kinderkanal nicht mehr richtig gucken konnte, was einen Weinkrampf hervorrief, dann wurde das Breitbildfromat zu einem Hauseinsturzformat und schliesslich zuckten nur noch schemenhafte Lichtblitze adrett über den Schirm.
Logischerweise wogte das Teil siebentrilliarden Kilo und ich konnte das Schwergewicht nicht selbst entsorgen, also riefte ich einen Schrotthändler an, der dann schon nach nur drölfzehn Wochen den Rieseneumel ins Platinennirvana entsorgte.
Im Mamsthaushalt wird jetzt nicht einfach ein neuer TV gekauft, nei-hein, es bedarf vielmehr umfangreicher Recherchen, hinsichtlich der neuesten und besten Technik, dem jahrelangen Studium von fähigen Herstellerfirmen, dem intensiven Diskussionsaustausch mit allen Ingenieuren Klein Galliens, einer umfassenden Auswertung der Meinungsumfragen bei Bekannten und schliesslich einem Kreuzverhör sämtlicher Stiftung Warentestmitarbeiter hinsichtlich des Härtetests im Dauerbetrieb.
Ist dann endlich ein Hersteller gefunden, muss man sich ja erst einmal überlegen, welche Schnickschnackfunktionen im Muttikan benötigt werden und welche Ausstattungen unbedingtens erforderlich sind. Hat frau sich dann in Windeseile entschieden (ja, das geht), dann sucht man natürlich im unendlichen Internetz nach einem Anbieter, der das gewünschte Teil zum Schnäppchenpreis verschloidert.
Ist auch das geglückt, dann muss sich eine anständige Marktanalytikerin schliesslich nur noch über die Versandkosten informieren und darüber, ob der auserkorene Shop selbst den im Vergleich zu anderen, die vielleicht etwas teuerer sind, auch mithalten kann und dann schliesslich ob der Shop auch seriös und von Testseiten als für Mamsttauglich befunden wurde, was wiederum den Muttikam-Geheimdienst auf den Plan rief.
Das ist aber auch anstrengend so ne Fernsehersuche.
Nach nur 3 Monaten Innerhalb kürzester Zeit der Recherche fundte ich also einen guten Hersteller, ein passendes Modell mit angenehmer Ausstattung zu einem hervorragenden Preis bei einem zuverlässigen Shop.
Dann eines Tages zogte endlich der neue Fernseher in den Muttikan ein und nachdem ich ja schon eine wundervolle neue TV Ecke gebaut hatte, packte ich das Teil aus und schloss alles flugs an. Mit froidiger Erwartung schaltete ich das neue Teil an und installierte die milliarden TV Programme. Nur dass aus den Milliarden gerade mal 3 wurden.
Wo ist mein geliebter Kinderkanal ? Die olle Britt mag ich nicht sehen.
Hö? Dachte sich das Mamst, da stimmt was nicht. Schliesslich hab ich ja extra einen internen Receiver bestellt, nach der neuesten Technik einen Empfänger, damit ich nur noch eine Fernbedienung brauche.
Schliesslich dämmerte es mir, dass genau da der Hasenfuss lagte: das Teil war digital, aber die Schüssel aufm Dach hatte nur einen altmodischen und analogen Vintage-Empfänger. LNB nennt sich das Teil. Na prima. Also hab ich auch noch ein digitales LNB besorgt. Man gönnt sich ja sonst nix. (Wenn man jetzt noch weiss, dass es in Klein Gallien als einziges Zeichen von Zivilisation nur einen Briefkasten gibt, dann kann man sich vielleicht das Ausmaß der LNB Besorgung vorstellen.)
Jetzt kann man das LNB Teil nicht einfach auswechseln, sondern die olle Schüssel wohnt ja aufm Dach. Also rauf aufm Dachboden und geschwind mal eben das Dach abgedeckt. Könnt ja auch mal einfach gehen.
Und so steckte ich meine Rübe durchs Dach und schraubte todesmutig an der Schüssel rum. Der Austausch an sich hätte auch sehr schnell von statten gehen können, wenn die Halterung für das Teil nicht rund gewesen wäre, das neue Teil aber eckig und mir dann noch prompt eingefallen ist, dass ich ja nicht schwindelfrei bin, wo ich gerade mit dem halben Oberkörper aus dem Dach hingte.........
Also schwuppte ich schnell wieder hinein und musste zum 3 Tagesritt-entfernte Bamberg, um -hoffentlich- einen Adapter zu finden, denn wenn es keinen gäbete, dann hätte ich die ganze Schüssel austauschen müssen, was vermutlich ein Gerüst erforderlich gemacht hätte.........
Glücklicherweise gab es tatsächlich son Teil (was mich angesichts der Umständlichkeiten sehr erstaunte) und so eilte ich schnellstens wieder nach Klein Gallien, da das Dach ja offen war und natürlemong just in diesem Moment die ersten dicken Regenschauer seit Monaten übers Land zogten.
Die Flucherei beim Einbau überspringen wir nun damenhaft.
Erwähnen möchte ich nur kurz, dass das LNB Teil milimetergenau ausgerichtet werden muss, um überhaupt einen Empfang zu bekommen und mir das als Expertin selbstverständlich auf Anhieb gelungen ist. Der hilfreiche Gatterich schrie vom Wohnzimmer her, ob er ein Bild scharf sahte und schon ging es.
(Dass ich dann beim Dachschliessen aber 3 Ziegel runterfallen liess und zum Glück keinen auf der Straße erschlagen habe und sogar noch tonnenschwere Ersatzziegel in der ominösen Schoine gefunden habe, die ich dann mit Aua-Rücken die wackelige Dachbodentreppe hochschleifen musste, erwähne ich jetzt lieber nicht.)
Ihr seht also, es ist gaaanz einfach, in den Genuß eines neuen Fernsehers zu kommen. Pah, war doch n Klacks !
Und wenn Ihr brav seid, erzähl ich Euch vielleicht beim nächsten Mal, wie damals meine Waschmaschine kaputt ging.
Euer Technik-Chef